Museumskunde
Kleine Museumskunde
Was ist eigentlich ein Museum?
Was ist eigentlich ein Museum?
Das antike „Museion“ – Tempel und Sitz der Musen – versteckt sich in dem Wort Museum. Leider ist der Museumsbegriff in Deutschland nicht gesetzlich geschützt. Die Sächsische Landesstelle für Museumswesen orientiert sich in ihrer Arbeit an der weltweit anerkannten Museumsdefinition des Internationalen Museumsrates ICOM (International Council of Museums). Eine unverzichtbare Arbeitsgrundlage bilden die in Deutschland von den maßgeblichen Museumsorganisationen und -gremien gemeinsam verfassten „Standards für Museen“, die im Juli 2023 nach kompletter Überarbeitung neu erschienen sind.
Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart hat der Internationale Museumsrat ICOM auf seiner Generalkonferenz in Prag 2022 eine Neufassung der Museumsdefinition beschlossen. Diese lautet im englischen Originaltext:
„A museum is a not-for-profit, permanent institution in the service of society that researches, collects, conserves, interprets and exhibits tangible and intangible heritage. Open to the public, accessible and inclusive, museums foster diversity and sustainability. They operate and communicate ethically, professionally and with the participation of communities, offering varied experiences for education, enjoyment, reflection and knowledge sharing.“
Seit Juli 2023 gibt es eine offizielle deutsche Übersetzung
„Ein Museum ist eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Öffentlich zugänglich, barrierefrei und inklusiv, fördern Museen Diversität und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und partizipativ mit Communities. Museen ermöglichen vielfältige Erfahrungen hinsichtlich Bildung, Freude, Reflexion und Wissensaustausch.“
Ausgangspunkt jeglicher Museumsarbeit ist das qualifizierte, zielgerichtete Sammeln.
Der Leitfaden „Standards für Museen“ ist in gemeinsamer Herausgeberschaft von Deutschem Museumsbund (DMB), ICOM Deutschland (dem Deutschen Nationalkomitee des Internationalen Museumsrates) und der Konferenz der Museumsberatungsstellen in den Ländern (KMBL) entstanden und wurde bis 2023 im redaktionellen Verbund von verschiedensten Museumsfachleuten komplett überarbeitet Seit dem Erscheinen der Erstausgabe 2006 haben viele gesellschaftliche Veränderungen das Verantwortungsbewusstsein für unterschiedlichste Aspekte musealen Arbeitens geschärft. Dies spiegelt sich in der Neufassung des Leitfadens wider.
Die „Standards für Museen“ sind ein Instrument zur Qualitätsentwicklung der Museen. Die Publikation zeigt auf, welche Aufgaben Museen im Sinne der weltweit geltenden Museumsdefinition von ICOM erfüllen sollten, welche besonderen Leistungen Museen erbringen und in welchen Bereichen sie besondere Unterstützung benötigen. Der Leitfaden richtet sich an Kolleginnen und Kollegen, Entscheiderinnen und Entscheider in den Museen, an Museumsträger sowie an Vertreterinnen und Vertreter der Kulturpolitik. Er soll Museen und deren Träger dazu anregen, verstärkt in den Austausch zu gehen, um gemeinsam zeitgemäße und hochwertige Museumsarbeit zu ermöglichen und zu gestalten. Dafür formuliert der Leitfaden Forderungen an die Kulturpolitik, darunter angemessene Rahmenbedingungen, die es den Museen ermöglichen, ihrem gesellschaftlichen Auftrag gerecht zu werden und eine zukunftsfähige und fachlich fundierte Museumsarbeit umzusetzen.
Erstmals bietet die Neufassung der „Standards für Museen“ in Ergänzung zum Textbuch im Online- und Printformat zudem ausschließlich online publizierte Checklisten zu einzelnen Arbeitsbereichen zur (Selbst-) Evaluation und Weiterentwicklung der Museen mit dem Ziel, einen kontinuierlichen Prozess der Qualitätssicherung und -verbesserung in Gang zu setzen. Darüber hinaus formuliert der Leitfaden gemeinsame Grundwerte für das Selbstverständnis der Museen. Die Publikation versteht sich als Angebot und Empfehlung, welche – in Ergänzung zur ICOM-Museumsdefinition – zur kontinuierlichen Stärkung und Professionalisierung musealen Arbeitens genutzt werden kann.
Für die Sächsische Landesstelle für Museumswesen definieren, neben Querschnittsaufgaben wie Inklusion oder Digitalisierung, die folgenden aus den „Standards für Museen“ abgeleiteten Kriterien die qualifizierte Arbeit von Museen:
- Dauerhafte institutionelle und finanzielle Basis
- Qualifiziertes Personal
- Leitbild und Museumskonzept
- Museumsmanagement als Querschnittsaufgabe
- Sammeln und Sammlungen entwickeln
- Sammlungen dauerhaft Bewahren
- Sammlungen erforschen
- Sammlungen dokumentieren und qualifizieren
- Bildung, Vermittlung und Kommunikation gestalten
- Ausstellungen konzipieren und realisieren
Wesentliche Voraussetzungen hinsichtlich der geplanten Entwicklung eines Akkreditierungsverfahrens für Sachsens Museen bilden sowohl diese zehn Punkte als auch die 1998 vom Sächsischen Museumsbund und der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen gemeinsam entwickelten und 2008 aktualisierten Kriterien für die regionale und überregionale Bedeutung eines Museums, publiziert in Heft 35/2008 der Informationen des Sächsischen Museumsbundes.
Sind Museen wichtig und nützlich?
Sind Museen wichtig und nützlich?
Ja, denn der Wert eines Museums geht weit über kurzfristig messbare Größen hinaus: Museen sind die Schatzkammern unserer Identität, das dingliche Gedächtnis unserer Gesellschaft. Museen erfreuen, unterhalten und vermitteln komplexes Wissen. Als kulturelle Bildungszentren fördern sie kreatives, innovatives sowie sozial verantwortliches Denken und Handeln. Museen unterstützen die Bindung an und die Identifikation mit der Heimat, der Region, dem Ort. Museen helfen, gesellschaftlichen und sozialen Wandel besser zu verstehen, denn „Zukunft braucht Herkunft“! Museen bauen Brücken zwischen den Generationen und ihrer Lebenskultur, die ihr wertvolles kulturelles Erbe einst und jetzt treuhänderisch zur Bewahrung für die Zukunft übergeben haben. Museen haben die Originale! Sie bieten eine Schule des Sehens und der mehrdimensionalen Sinneserfahrung, faszinieren durch die Aura der kultur-, technik- und naturhistorischen Sachzeugen. Museen bilden fachübergreifend, lustvoll sowie kreativ und entwickeln sich über kulturelle, soziale und alle Altersgrenzen hinweg zu (über)lebenswichtigen gesellschaftlichen Treffpunkten und Kommunikationsorten.
Museen als Investition in die Zukunft
Museen als Investition in die Zukunft
Museen sind „harte“ Standortfaktoren – nicht nur für die Tourismuswirtschaft. Jahr für Jahr besuchen mehr als sieben Millionen Menschen die sächsischen Museen. Die Attraktivität Sachsens für Investoren wächst mit einer gut ausgebauten kulturellen Infrastruktur. Im bundesweiten und europäischen Vergleich rangieren sächsische Museen auf Spitzenpositionen.
Und wichtig sind keineswegs nur die berühmten Sammlungen in Chemnitz, Dresden und Leipzig! Sachsens Museen – von archäologischen, kunst- und kulturhistorischen sowie naturkundlichen Sammlungen, über Burgen, Schlösser und Gedenkstätten bis hin zu landwirtschaftlichen, technik- und industriegeschichtlichen Häusern – bilden für den landesweiten Zugang zu kultureller Bildung ein dichtes Netz im Flächenstaat. Dieses reicht von Annaberg-Buchholz, wo der weltbekannte Rechenmeister Adam Ries einst zu Hause war, über das Musikinstrumenten-Museum in Markneukirchen bis nach Zittau mit seinen berühmten Fastentüchern.